Historische Streichbögen

 

Mein Arbeitsgebiet bei Bögen beschränkt sich auf Kopien und Rekonstruktionen historischer Streichbögen aus der Zeit von ca.1100 bis ca.1830.

Im wesentlichen können in dieser Zeit zwei Typen unterschieden werden:

- Steckfroschbögen: Der Haarbezug wird durch Einsetzen des Frosches von der Stange gespreizt. Vorteile dieser Bauart: ein sehr schöner Klang, relativ einfacher Herstellungsprozess = billig. Der Nachteil: Bei unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit muss die Bogenspannung mit kleinen Leder- oder Kartonstreifchen nachadjustiert werden.

- Bögen mit Schraubmechanik: wurden ab etwa 1750 eingesetzt und verdrängten in der zweiten Hälfte des 18. Jh. den Steckfroschbogen. Vorteil: kann bei jeder Luftfeuchtigkeit ideal nachadjustiert werden. Nachteil: Klangverlust durch eine unterbrochene Leitung der Schwingungen, teurerer Her-stellungsprozess.

Ich benütze neben einigen Arten einheimischer Hölzer (Buche, Ahorn, Zwetschke, Lerche und Esche) derzeit etwa zehn unterschiedliche Arten tropischer Hölzer. Manche Holzarten bieten sich ideal für bestimmte Modelle an, andere Bogentypen können bei Herstellung aus unterschiedlichen Hölzern auf ein und demselben Instrument sehr unterschiedlich klingen.

Fernambuco benütze ich nicht, da mein Körper auf dieses Holz stark allergisch reagiert.

 


Mittelalterliche Bögen:

 


z. B.: Buche, l: 686 mm, w: 53 g

 

mittelalterlicher Bogen nach dem originalen Bogen der Violetta der Hl. Katerina in Bologna, ca. 1450 (Spitze rekonstruiert)

 

 

 Bögen der Renaissance:

 

 

nach  L. Costa (c. 1490)

Birne, l: 480 mm, w: 34 g

 

 

nach Darstellungen kurz nach 1500

Pflaume und Birne, l: 578 mm, w: 31 g

 

 

nach SAM 78 / KHM Wien, vor 1596

Massaranduba / Pferdefleischholz, gebeizt,

l: 638 mm, w: 48 g

 

 

nach SAM 74 / KHM Wien, vor 1596

Montouchi / Letternholz, l: 519 mm, w: 39 g

 

  

Barocke Bögen:

 

 

nach dem Bogen zur Hummel-Violine, 1681, GNM

Stange: Schlangenholz, Frosch: Pflaume l: 644 mm, w: 40 g

 

 

nach dem Fund auf der "Kronan", vor 1676

Stange und Frosch: Pflaumenholz, l: 577 mm, w: 34 g

 

 

nach Ash.27 / Oxford, kurz nach 1700

Rekonstruktion des originalen Frosches.

Schlangenholz, l: 682 mm, w: 48 g

 

 

inspiriert durch Ash.26 / Oxford

Violone-Bogen in italienischem Stil mit rekonstruiertem Köpfchen und Frosch

Montouchi / Letternholz, l: 736 mm, w: 84 g

 

 

Cello-Bogen nach P. J. Horemans (1700 - 1776)

Massaranduba / Pferdefleischholz, l: 714 mm, w: 62 g

 

 

Bögen zwischen 1750 und 1770:

 

 

frühklassischer Bogen, deutsches Modell ca. 1760,

Rekonstruktion nach Darstellungen

Stange: Satiné, Frosch: Eisenholz, l: 696 g, w: 48 g

 


französische Modelle, ca.1750 - 1770

Schlangenholz, l: 690 - 724 mm, w: 54/55 g

 

 

Klassische Bögen:

 


nach N. Duchaine I., ca. 1780

Ebenholz, l: 724 mm, w: 51 g

 

 

klassischer Violabogen, ca. 1790,

nach englischen und französischen Originalen

Stange: Satiné, l: 744 mm, w: 62 g

 

 

französisches Modell, ca. 1830

Ipe, l: 746 mm, w: 50 g 

 

 

Preise:

 

Je nach Modell und Ausführung zwischen Euro 900.- und Euro 1.700.-.

 

 

 

AUDIO: Live-Mitschnitt vom 4. 4. 2011, R. U., Musikverein Wien; aus: Franz Clement, Thema und sechs Variationen für Violine solo, 1792.